Keine Abschiebungen nach Afghanistan!
„Tote und Verletzte bei Kämpfen in Südafghanis-tan“ (22.8.); „Neuer Anschlag auf Bundeswehr in Afghanistan“ (22.8.); “Al Kaida meldet sich zu-rück“ (21.8.); „Außenminister Steinmeier nach Afghanistan gereist, um sich über neu aus-gebrochene Gewalt zu informieren“ (20.8.); „Auswärtiges Amt warnt vor Reisen nach Afghanistan“ (17.8.); „Überfall auf Arzt und Krankenschwestern in Südafghanistan“ (17.8.) „Gewalt in Afghanistan kostet mehr als 15 Menschen das Leben“ (14.8.); „UN-Beauftragter: Lage in Afghanistan bleibt kritisch“ (7.8.); „Bun-deswehr in Afghanistan darf zwei Monate keinen Besuch empfangen“ (7.8.); „Kinder sterben bei Angriff auf ISAF-Soldaten in Afghanistan“ (5.8.)... – So oder ähnlich lauten seit Monaten die Schlagzeilen über Afghanistan, und dies war nur eine kleine Auswahl aus über 40 ähnlichen Mel-dungen allein der letzten zwei Wochen!
Die deutschen Innenminister und –senatoren ficht das nicht an: Seit über einem Jahr werden jede Woche afghanische Flüchtlinge – oftmals Menschen, die seit Jahren hier leben und voll integriert sind – von Frankfurt nach Kabul abgeschoben und sind dann auf sich allein gestellt, in einem kriegszerstörten Land ohne Haus, ohne Wohnung, bei 80 – 90 % Arbeits-losigkeit, ihr Überleben zu organisieren.
Hamburgs Innensenator Nagel spielte dabei den Vorreiter und will jetzt noch eins draufsetzen, indem er (nach alleinstehenden Männern und kinderlosen Ehepaaren, die bisher von den Ab-schiebungen betroffen waren) auch Familien mit Kindern nach Afghanistan abschieben will! – Kinder, die hier zur Schule oder in den Kinder-garten gehen, die deutsche Freundinnen und Freunde haben, werden von der Polizei abgeholt und in ein Land verfrachtet, dessen Sprache sie nicht oder kaum sprechen, in elende und kaum beschreibbare Lebensumstände.
Die Zukunftsperspektiven der abgeschobenen Familien, beschränken sich ausschließlich aufs nackte Überleben. Bildungschancen oder beruf-liche Aussichten für jetzt noch hier in Hamburg Heranwachsende, sind illusorisch angesichts des in Afghanistan immer drastischeren, von Jahr zu Jahr wachsenden, unglaublichen Elends der Bevölkerung. (Das Motto der vergangenen Jahre „Afghanistan braucht Rückkehrer zum Aufbau des Landes“, ist mittlerweile angesichts riesiger Flüchtlingslager und Millionen von Rückkehre-rInnen längst ad absurdum geführt.)
Die gesellschaftliche und gesetzliche Situation von Mädchen und Frauen in Afghanistan hat sich seit dem Sturz der Taliban kaum geändert: Ge-sellschaftlich gilt für Mädchen und Frauen nach wie vor der Eigentumsanspruch des Mannes. Mädchen, die hier aufgewachsen sind, finden sich in einer archaisch-islamistischen Gesell-schaftsordnung wieder, in der Zwangsverheira-tungen von Minderjährigen nicht die Ausnahme sondern die Regel sind, wo vergewaltigte Frauen als Schuldige statt als Opfer gelten, wo nach wie vor zuerst der Mann Anspruch auf medizinische Behandlung (wenn überhaupt möglich), Bildung etc. vor „weiblichen Wesen“ hat, usw., usf.
Es liegt an jedem Einzelnen von uns, ob wir uns heute für das Leben unserer afghanischen Mit-schülerInnen, Freunde, Nachbarn und Mitbürge-rInnen einsetzen oder nicht. Jedes Protestschrei-ben an den Innensenator hilft ein Stückchen. Infos unter: www.netzwerk-afghanistan.info
Die inhumane deutsche Abschiebepolitik trifft aber nicht nur Afghaninnen und Afghanen, ebenso und schon lange auch Flüchtlinge aus Afrika, aus Kurdistan, aus Ex-Jugoslawien, Osteuropa und Asien. Menschen, die hier unter uns leben, werden nachts aus den Betten geholt und in Länder verfrachtet, wo sie nur Not, Elend und Tod erwartet! – Es wird Zeit, sich gemeinsam dagegen zur Wehr zu setzen!
Gegen Abschiebungen, gegen Lagerunterbringung, für Bleiberecht, Bewegungsfreiheit und gleiche Rechte für alle!
Unter diesen und anderen Forderungen findet am 07.10.06 in vielen Ländern Europas und Afrikas ein Internationaler Migrations-Aktiontag statt, beschlossen auf dem Weltsozialforum in Bamako und dem Europäischen Sozialforum in Athen im Mai 2006. In Hamburg soll an diesem Tag, 7.10.,14.00 h, Hauptbahnhof eine große Demonstration für die Rechte aller Flüchtlinge u. MigrantInnen stattfinden.
V.i.d.S.P.: Flüchtlingsrat HH - Nernstweg 32 - 22765 HH - info@fluechtlingsrat-hamburg.de - www.fluechtlingsrat-hamburg.de