Sipri-Jahrbuch sieht USA und Russland abgelöst / Amnesty rügt China

 

 

Die EU-Staaten haben vergangenes Jahr erstmals Russland und die USA als

weltweit größte Waffenexporteure übertroffen. Dies geht aus Statistiken

hervor, die das Stockholmer Friedensforschungsinstitut Sipri am Montag

veröffentlichte.

 

 

Stockholm - Laut neuestem Jahrbuch des angesehenen Instituts verkauften die

EU-Länder 2005 konventionelle Waffen im Wert von 7,821 Milliarden Dollar,

mehr als sowohl die USA (7,101 Milliarden) als auch Russland (5,771

Milliarden). Führende Lieferanten waren dabei Frankreich (2,399 Milliarden)

und Deutschland (1855 Milliarden). 

Sipri benützt in seiner Rangliste einen Fünfjahresrahmen und reiht so die EU

als drittgrößten Waffenhändler ein. Von 2001 bis 2005 exportierte Russland

Militärmaterial für 29 Milliarden Dollar, die USA für 28,2 Milliarden.

Dahinter folgten Frankreich (8,6 Milliarden), Deutschland (5,6 Milliarden)

und Großbritannien (3,9 Milliarden); auch die Niederlande, Italien und

Schweden sind unter den zehn größten Rüstungsexporteuren. Insgesamt

verkauften 18 EU-Staaten Waffen für 25, 371 Milliarden Dollar - 27 Prozent

der globalen Exporte. 

Bis ins Vorjahr lag die Ausfuhr von Militärmaterial aus der EU stets

niedriger als jene aus Russland und den USA. 2005 gingen jedoch die

russischen Exporte zurück, während unter anderen die USA, Frankreich,

Deutschland, Holland und Italien stark zulegten. Die vor allem von

Frankreich aufgerüsteten Arabischen Emirate und Saudi-Arabien sowie

Australien, die Türkei und Kanada waren beste Kunden der EU-Staaten.

Deutschland verkaufte außerhalb des EU-Kreises vor allem an die Türkei,

Südafrika, Malaysia und Israel. 

Die Erweiterung der EU habe zur Stärkung auf dem Waffenmarkt beigetragen,

hält Sipri fest. Die neuen Mitgliedsstaaten spielen, angeführt von Polen

(124 Millionen Dollar 2005), bei der Ausfuhr von Kriegsmaterial jedoch nur

eine kleine Rolle. Am erfolgreichsten seien "Paketlösungen", bei denen den

Käufern Waffen, Technologie und Plattformen geboten werden könnten, heißt es

in dem Bericht. So habe sich Indien für französische "Scorpene"- U-Boote

entschieden, als Paris auch "Exocet" Antischiffsraketen anbot und so

deutsche Konkurrenten übertrumpfte, die derartige Waffen nicht im Sortiment

hatten.

 

Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International warf China laut

Agenturmeldungen vor, Waffen in Konfliktgebiete zu liefern. Die

Volksrepublik sei zu einem der "größten, geheimsten und unverantwortlichsten

Waffen-Exporteure der Welt" geworden, hieß es in einem am Montag in London

veröffentlichten Bericht. Als Beispiele für Länder, die Rüstungsgüter aus

China erhalten, nannte er Sudan, Burma und Nepal. In Peking wies der

Abteilungsleiter im Außenministerium, Li Hui, die Vorwürfe zurück. China

halte sich an seine Verpflichtungen. H. Gamillscheg