USA bestreiten "kleines Guantánamo" im Kosovo

 

Pristina (AFP) - Das US-Militär unterhält nach eigenen Angaben kein Geheimgefängnis auf dem KFOR-Stützpunkt Camp Bondsteel im Kosovo. "Es gibt keine geheimen Gefangenenlager im Camp Bondsteel, sondern, wie allgemein bekannt, ein Gefängnis der KFOR", sagte der Sprecher der US-Truppen im Kosovo, Michael Wunn, in Pristina. Der Menschenrechtsbeauftragte des Europarats, Alvaro Gil-Robles, hatte nach eigenen Angaben vor gut drei Jahren im Camp Bondsteel ein Gefangenenlager gesehen, das dem berüchtigten US-Lager Guantánamo auf Kuba ähnelte.

Die Einrichtung werde von US-Militärpolizisten betrieben, die für die Leitung eines Gefängnisses "voll ausgebildet" seien, sagte der US-Militärsprecher. Zur Zeit werde niemand in dem Gefängnis festgehalten. Es werde vom Internationalen Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) und regelmäßig von der US-Armee in Europa kontrolliert.

Das fragliche Lager hatte Gil-Robles nach eigenen Angaben im September 2002 gemeinsam mit dem damaligen Kommandanten der NATO-geführten Kosovo-Truppe (KFOR), dem französischen General Marcel Valentin, besucht. Letzterer sei offenkundig "nicht froh" über die Lage der Gefangenen gewesen, sagte Gil-Robles der französischen Zeitung "Le Monde". Die Einrichtung habe wie eine "kleinere Nachbildung von Guantánamo" ausgesehen, berichtete der Menschenrechtsbeauftragte. Er habe damals in einem Bericht über seinen Besuch die Schließung des Lagers gefordert. Ein Jahr später sei ihm versichert worden, dass dies geschehen sei.

Die Einrichtung bestand laut Gil-Robles damals aus kleinen, von hohen Stacheldrahtzäunen eingeschlossen Holzbaracken. In jeder Baracke seien 15 bis 20 Häftlinge gewesen. Diese hätten orangefarbene Uniformen getragen, wie die Häftinge in Guantánamo. Einige von ihnen hätten Bärte getragen und den Koran gelesen. Eine US-Soldatin, die zu dem Personal gehörte, habe ihm gesagt, sie habe zuvor in Guantánamo gedient.